Brasilien - Europa - und Brasilien

Veröffentlicht auf 10. Februar 2010

Lange haben wir uns für diesen Bericht Zeit gelassen, aber nicht weil wir keine Lust hatten etwas Neues in den Blog zu setzten, sondern, jetzt bitte nicht lachen- weil wir keine Zeit hatten. Auch die Gelegenheiten ins Internet zu kommen sind hier oft sehr schwierig.

Also nach 17 Tagen vollkommener Abgeschiedenheit starten wir wieder voll durch und stürzen ins Grossstadtgetümmel. Salvador mit rund 2 ½ Millionen Einwohnern raubt einem im ersten Moment den Atem. Lärm, Hitze, Gestank und Verkehrsgewimmel müssen erst mal verkraftet werden. Unser erster Ausflug gilt einer Bank, damit wir uns mit Geld (Brasilianische Real) eindecken können. Wir entscheiden uns für einen Bus direkt ins Zentrum, mit einem unguten Gefühl, da wir ja noch kein einziges Real in der Tasche haben, sind wir Schwarzfahrer. Nach einiger Zeit kommt dann auch der Kontrolleur auf uns zu und bittet uns höflich zu zahlen. Die sprachliche Barriere können wir mit Hilfe eines netten Brasilianers, der Französisch spricht, überbrücken. „Bitte sage doch dem Kontrolleur, dass wir erst in Brasilien angekommen sind und noch kein Geld in der Tasche haben, wir aber auf dem Weg zur Bank sind.“ „He, Mann sag das bloss nie laut, sonst hast du den ganzen Bus hinter dir, die dich zur Bank begleiten wollen.“ Für den Kontrolleur übersetze er, „die hier haben kein Geld, sind Ausländer!“ Und die Antwort vom Kontrolleur war, „na ja, davon geht die Welt auch nicht unter“ und liess uns in Ruhe mitfahren. Auch so kann es gehen, ohne Strafe, ohne grosses Aufsehen, erster Eindruck, nette Menschen.

Bei einem kurzen Rundgang durch die Stadt liessen wir die Eindrücke auf uns wirken. Strassenverkäufer, vor allem die Kaffeeverkäufer mit ihren lustigen kleinen Holzwagen haben uns gefallen.

Deshalb entschieden wir am 21.11. schnell weiter auf die Insel Itaparica, hier geht es dann schon ein bisschen ruhiger zu. In der Marina treffen wir auf Reinhart, einen deutschen Einhandsegler, den Jayme schon von den Kanaren her kennt. Jetzt geht es mit 3 Booten weiter nach Catu, Jayme’s Wohnsitz. Vorbei an kleinen wunderschönen Inseln erhalten wir erste Impressionen von Bahia.  

Die Tage vergehen wie im Flug. Ein Ausflug führt uns nach Juguaribe. Hier gibt es Austern, Krebse und Fische im Überfluss zu essen. Mit einem Caipiranha und/oder Bier werden diese Delikatessen runtergespült. Ein willkommener Zeitvertreib ist auch eine Segelregatta mit den einheimischen Booten, Saveira genannt. Oder eine Dinghitour ins benachtbarte Casa Prego wo es leckeren Pitichinga gibt, ganz kleine fritierte Fische, mit einer höllisch scharfen Sosse „Molio de Lambào.   

Am 04.12. sind wir auf eine grosse Party mit 200 Gästen im Yacht Club de Bahia in Salvador eingeladen. Dieses Fest genossen wir in vollen Zügen und erhielten auch einen guten Einblick in die „gehobeneren Gesellschaft“ von Salvador. Mit Lateinamerikanischen Rhytmen wurde bis in den Morgengrauen getanzt.

Leider erhielten wir dann am nächsten Tag die schlimme Nachricht, dass Roberts Mutter ins Krankenhaus gekommen ist und es ihr sehr schlecht geht. Also schnell alle Formalitäten erledigen und einen Flug nach Europa buchen. Das Boot konnten wir in der Aratu Marina gut unterbringen, den frühesten Flug bekamen wir aber erst für den 13.12. und so kamen wir erst zur Beerdigung an.

Weihnachten verbrachten wir im Kreis der Familie in Belgien. Für die Fahrt in die Schweiz haben uns unsere Freunde Lisa und Stefan, die im Moment auch ein Domizil in Brüssel haben, ihren Citroen Pluriel zu Verfügung gestellt. Das war eine grosse Hilfe, damit waren wir mobil und konnten eine Menge Sachen erledigen. In der Schweiz wurden wir von unseren Freunden Claudia und Marino mit Rasselbande Alessio und Sandro, herzlich aufgenommen. Mit Ihnen verlebten wir einen schönen Start ins 2010.

Besten Dank nochmals allen Freunden für die Unterstützung und Gastfreundschaft, schön dass es euch gibt!

Der Rückflug war für den 13.01.2010 von Brüssel, über Frankfurt nach Salvador gebucht. Damit es nicht zu einfach ist, war er mit einigen Hindernissen versehen. In Belgien schneite es so heftig, dass die Flüge nach Frankfurt gestrichen wurden. Es wurde auf den Zug ausgewichen, aber der direkte IC wurde dann leider auch noch gestrichen und wir kamen gegen 21.00 Uhr mit einem anderen Zug mit Umsteigen in Frankfurt. Zum Glück wurden wir dort von unseren Freunden Andrea und André in Empfang genommen und für die Nacht untergebracht. Am nächsten Morgen, sassen dann alle Passagiere im Flugzeug und da wurde festgestellt, dass wir ein Leck in der Benzinleitung haben. Aber nach 3 Stunden warten auf der Startbahn war auch dieses Hindernis aus dem Weg geräumt und wir konnten nach einem normal verlaufenden Flug unser Boot in gutem Zustand wieder in Empfang nehmen.

Die Inselwelt von Bahia hat uns wieder und der Bekanntenkreis wird immer grösser. Michael und Daniela, Segler, die hier vor ein paar Jahren hängengeblieben sind. Wolfgang, der nach 10 Jahren Weltumseglung, hier sein Herz verlor und jetzt mit Frau und zwei Kindern ein kleines Strandrestaurant betreibt. Und, und, und! Sogar eine DOG-Runde (DOG ist ein Brett-Spiel, das wir in der Schweiz mit unseren Freunden oft gespielt haben) hat sich schon gebildet. Letzte Woche sind auch Volker und Marry, die wir von La Graziosa kennen, eingetroffen und haben Alex, auch ein Einhandsegler aus Hanau mit seiner Bavaria, mitgebracht. Am Samstag hat uns das Marktgeschehen von Maragojipe im Flussdelta des Rio Paraguacu gefesselt und es wurde kräftig gehandelt und eingekauft.

Selbstverständlich gibt es zwischendurch auch immer mal wieder kleine Arbeiten am Boot, langsam bekommen wir immer mehr Überblick und in Robert stecken ungeahnte technische Fähigkeiten.

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Jetzt bereiten sich alle Bahianer auf den Karneval vor. Salvador hat den grössten Strassenkarnval von Brasilien und in den Tagen vom 11.- Aschermittwoch passiert hier überhaupt nichts anderes als Tanzen und Feiern bis zum abwinken. Am Samstag werden wir nach Salvador in die Marina fahren. Am Sonntag erhalten wir Besuch aus Deutschland von Andrea und André, dann stürzen auch wir uns ins Vergnügen.

Davon bald mehr!

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Frauen vom Candomblé Kult, mit ihren weissen Kleidern. Immer untermahlt von Musik in voller Lautstärke. Um die Musik zu übertönen, müssen die Leute natürlich um so lauter schreien, um ihre Waren anzubieten- einfach höllisch!

Geschrieben von Heidi

Veröffentlicht in #Reiseberichte

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